Rede zum Neujahrsempfang 2016 der SPD Willich

Das Jahr 2015 war für uns alle sicherlich nicht immer ein gutes Jahr. In der ganzen Welt gab es verheerende Anschläge mit unzähligen Toten, es gibt Kriege in vielen Ländern und eigentlich fällt es mir schwer angesichts der Krisenherde in der Welt, überzuleiten auf die alltäglichen kommunalen Themen. Versuchen Sie einmal einem Kriegsflüchtling zu erklären, der einen über tausende Kilometer beschwerlichen Weg hinter sich hat, der möglicherweise seine Familie zurück lassen musste, der vielleicht kein zu Hause mehr hat, weil er ausgebombt oder verjagt wurde, dass wir uns hier in Willich um den Erhalt von 20 Kugelahornbäumen über das ganze Jahr lang gestritten und diskutiert haben.

Aber genau das ist der Punkt: Wir haben das Glück, in einer friedlichen Demokratie leben und uns über Themen streiten zu dürfen, die uns am Herzen liegen und die für sich genommen für keinen Willicher Bürger eine spürbare Bedrohung darstellen. Wir haben das Glück, dass wir unterschiedliche Meinungen haben dürfen, für die wir uns nur dann rechtfertigen müssen, wenn es um Persönlichkeitsverletzungen geht oder wenn wir undemokratisch handeln. Wir sollten uns öfter daran erinnern, wie gut es uns hier eigentlich geht und uns an dem erfreuen, was wir haben.

Wenn wir jetzt abends über die Bahnstraße gehen oder in der italienischen Pizzeria gegenüber des Krankenhauses sitzen, fallen einem die Unterschiede ins Auge. Auf der einen Seite Willicher Bürgerinnen und Bürger, denen es gut geht, auf der anderen Straßenseite Menschen, die alles verloren haben. Selbstverständlich ist es unsere Aufgabe zu helfen. Und an dieser Stelle möchte ich mich im Namen unserer Partei bei all den ehrenamtlichen Bürgern bedanken, die sich seit fast über einem Jahr für diese Menschen in ihrer Freizeit einsetzen.

2015 war das Jahr, in dem wir lernen mussten, dass es offensichtlich immer mehr fremdenfeindliche Menschen gibt, die gar nicht mehr den Diskurs suchen, denen es nur noch darum geht, sich selbst in Szene zu setzen und jedes Argument mit dem Hinweis aushebeln, dass es einfach nicht stimmt und gelogen ist. Menschen, die rechtsradikale Positionen vertreten möchten, aber dafür bitteschön nicht als rechtsradikal bezeichnet werden wollen. Was ungefähr so ist, als wolle man sich waschen ohne nass zu werden. Meine Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen, rechtsradikal ist, wer Rechtsradikales sagt – ohne wenn und aber!

Liebe Gäste, liebe Genossinnen und Genossen, zu einer Neujahrsrede gehört auch der Blick zurück auf das vergangene Jahr und auf die Menschen, die uns für immer verlassen haben. Hier seien vor allem zwei Sozialdemokraten genannt, die für viele Menschen das Gesicht der SPD waren: Helmut Schmidt und Egon Bahr. Ich hatte das Glück bei meiner Arbeit im Bundestag, Egon Bahr persönlich kennenzulernen. Vor etwa drei Jahren habe ich ihn im Willy Brandt Haus besuchen dürfen. Er saß am großen Konferenztisch in der obersten Etage und nahm sich zwei Stunden Zeit, um jungen Politikern wie mir, aus seinem politischen Leben zu erzählen. Dies war für mich persönlich eine Begegnung mit der deutschen Geschichte, die ich nicht vergessen werde. Nach dem Tode von Egon Bahr hat Helmut Schmidt gesagt, Bahr werde ihm fehlen. Jetzt fehlen uns beide.

Helmut Schmidt wurde einmal gefragt, warum er nicht Mitglied bei den Christdemokraten wurde. Er antwortete darauf, es sei eleganter, schöner und dramatischer für eine Partei zu arbeiten, die planen, steuern und lenken, nicht beharren, reagieren und bewahren wollte. Und in diesem Sinne werden wir uns auch im neuen Jahr den politischen Themen dieser Stadt annehmen. In Willich wird weiterhin die SPD planen, steuern und lenken. Ihnen allen wünsche ich von Herzen ein gesegnetes, gesundes und erfülltes Jahr 2016.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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