Nach Umfrage: Pilotprojekt für Mitfahrbänke soll starten

Das Bild zeigt eine Mitfahrbank in Bayern.

Wie können wir die Mobilität im ländlichen Raum stärken? Das geht mit teuren Großprojekten wie der längst überfälligen Verlängerung der Regiobahn S 28 oder dem Ausbau des ÖPNV. Aber das kostet viel Geld und leider auch viel Zeit. Manchmal können jedoch auch kleine Investitionen eine zügige und sinnvolle Ergänzung bieten, wie zum Beispiel sogenannte Mitfahrbänke. Anfang 2021 habe ich über die SPD-Fraktion in Willich einen entsprechenden Prüfauftrag an die Verwaltung gerichtet. Eine Umfrage wurde durchgeführt, um die mögliche Akzeptanz und Nutzung auszuloten. Die Ergebnisse waren vielversprechend. Im März beauftragte der Planungsausschuss die Verwaltung, potenzielle Standorte für Mitfahrbänke an zentralen Orten zu ermitteln, um ein Pilotprojekt zu starten.

Mitfahrbänke sind Sitzbänke, die im öffentlichen Raum – meist an zentralen Orten oder am Ortsausgang – platziert werden. Personen signalisieren durch ihr Platznehmen, dass sie eine Mitfahrgelegenheit suchen. Ihr Ziel wird mit Hilfe eines fest installierten Schildes gekennzeichnet. So sind Fahrende in der Lage, Wartende sowie deren Ziel rechtzeitig zu erkennen und anhalten zu können. Bei räumlicher Nähe von Start- und Zielpunkt können so spontane Fahrgemeinschaften entstehen. Mitfahrbänke können so das Nahverkehrsangebot sinnvoll ergänzen. Das haben mittlerweile verschiedene Projekte in vielen Kommunen unter Beweis gestellt. Zudem geben sie den Menschen, die kein Auto mehr fahren können oder keines besitzen, die Möglichkeit, bei einer netten Unterhaltung zum Arzt oder Supermarkt zu kommen. Hierdurch wird der Gemeinsinn gestärkt. Des Weiteren leisten sie einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Verkehrsentlastung.

Die Willicher Stadtverwaltung startete am 5. August 2022 eine Online-Umfrage, die bis einschließlich 23. August lief. Insgesamt nahmen 194 Bürger teil, davon beendeten aber nur 131 Teilnehmende die Umfrage. Die Umfrage-Ergebnisse sind nicht repräsentativ und beinhalten nur jene Antworten, die in beendeten Umfragen gegeben wurden, so dass es nicht zu verfälschten Ergebnissen kommt. Demnach sind ca. 78 Prozent der Willicher davon überzeugt, dass Mitfahrbänke eine sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV sein können. Etwa 18 Prozent sind nicht davon überzeugt. Die Bereitschaft der potenziell Fahrenden, jemanden mitzunehmen ist dabei mit etwa 73 Prozent Zustimmung wesentlich höher als die Bereitschaft der potenziellen Mitfahrenden, die nur zu 52 Prozent bei einem Fremden ins Fahrzeug steigen würden, um ihre eigene Mobilität zu verbessern. Wird die Bereitschaft von potenziell Fahrenden hinsichtlich dem Fahren kleiner Umwege thematisiert, nimmt die Bereitschaft zwar deutlich ab, ist mit knapp 60 Prozent aber dennoch vergleichsweise hoch. Die Verwaltung kam zu folgendem Ergebnis: „Wird das Konzept gut von Bürgern angenommen, kann die Mobilität der Menschen in Willich unterstützt und sogar verbessert werden.“

Aufgrund der Umfrageergebnisse beauftragten die Mitglieder des Planungsausschusses im März 2022, bei zwei Gegenstimmen der FDP, dass die Verwaltung potenzielle Standorte (unter Beachtung der Linienverläufe des ÖPNV) für Mitfahrbänke an zentralen Orten ermitteln und anschließend dem Ausschuss vorstellen soll, um ein Pilotprojekt zu starten, damit das tatsächliche Potenzial in der Praxis erprobt werden kann. Sind Angebot (Fahrende) und Nachfrage (Mitfahrende) langfristig konstant oder ansteigend, sollen weitere Mitfahrbänke installiert werden, die die Menschen in Willich in ihrer Mobilität unterstützen – bei Möglichkeit auch über die Stadtgrenzen hinaus.

Der erste Schritt für Mitfahrbänke in Willich ist gemacht. Die Ermittlung möglicher Standorte zur Vorbereitung des Pilotprojektes soll im ersten Quartal 2023 abgeschlossen sein, sodass anschließend eine erste Mitfahrbank installiert werden kann.

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