Schönere Friedhöfe in Willich: Entwicklungskonzept vorgestellt

Eingangsbereich des Friedhofs in Willich mit Grünflächen und denkmalgeschützter Trauerhalle

Friedhöfe sind weit mehr als Orte der Bestattung – sie sind stille Zeugen der Geschichte, Oasen der Ruhe und wichtige Bestandteile der kommunalen Daseinsvorsorge. In Willich stehen die Friedhöfe vor einer Neuausrichtung, um den veränderten Wünschen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Bestattungskultur gerecht zu werden. Die Ergebnisse der umfangreichen Friedhofsentwicklungsplanung (FEP) geben wichtige Impulse für die zukünftige Gestaltung und Nutzung der städtischen Friedhöfe.

Alt-Willich

Größe: 8,20 Hektar
Eröffnungsjahr: 1919
Durchschnittliche Bestattungen (2018–2022): 188 pro Jahr
Prognose für 2040: 221 Bestattungen jährlich

Anrath

Größe: 6,22 Hektar
Eröffnungsjahr: 1925
Durchschnittliche Bestattungen (2018–2022): 118 pro Jahr
Prognose für 2040: 139 Bestattungen jährlich

Neersen

Größe: 2,63 Hektar
Eröffnungsjahr: 1823
Durchschnittliche Bestattungen (2018–2022): 65 pro Jahr
Prognose für 2040: 76 Bestattungen jährlich

Schiefbahn

Größe: 4,32 Hektar
Eröffnungsjahr: 1944
Durchschnittliche Bestattungen (2018–2022): 124 pro Jahr
Prognose für 2040: 145 Bestattungen jährlich

Was ist eine Friedhofsentwicklungsplanung?

Die Friedhofsentwicklungsplanung verfolgt das Ziel, die Wirtschaftlichkeit und Funktionalität von Friedhöfen nachhaltig zu verbessern. Dabei wird ein sensibler Umgang mit den emotionalen und kulturellen Aspekten dieser besonderen Orte angestrebt. Für die Stadt Willich erarbeitete das Büro PLANRAT VENNE ein umfassendes Gutachten, das als Basis für organisatorische und infrastrukturelle Optimierungen dient.

Die städtischen Friedhöfe in den Ortsteilen Willich, Anrath, Schiefbahn und Neersen sowie drei inaktive jüdische Friedhöfe in Schiefbahn, Knickelsdorf und Anrath wurden detailliert analysiert. Ziel ist es, sowohl die wirtschaftliche Situation als auch die Nutzungsmöglichkeiten zu verbessern – ohne den Charakter dieser Orte zu verändern.

Stärken und Herausforderungen der Willicher Friedhöfe

Das Gutachten hebt die vielen positiven Aspekte der Willicher Friedhöfe hervor. Sie sind nicht nur systemrelevant für die kommunale Daseinsvorsorge, sondern durch ihre Stadtteilnähe auch ein vertrauter Ort für Bürgerinnen und Bürger. Trotz dieser Stärken sind Anpassungen erforderlich, um die Friedhöfe langfristig wirtschaftlich und funktional auszurichten.

Veränderte Bestattungskultur

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist die zunehmende Nachfrage nach Urnenbeisetzungen. Denn rund 20 Prozent der Willicher Bevölkerung bevorzugen Kolumbarien – Wände mit Nischen für Urnen. Diese Form der Bestattung ist allerdings kostenintensiv, da sie hochwertige Materialien wie Naturstein erfordert.

Nutzungsintensität und Gebäudekosten

Ein zentraler Bestandteil der Infrastruktur auf den vier Willicher Friedhöfen sind die Aufbahrungs- und Kühlräume. Diese Räume ermöglichen Verabschiedungen am offenen Sarg und bieten Angehörigen die Möglichkeit, würdevoll Abschied zu nehmen. Insgesamt stehen 18 solcher Räume zur Verfügung. Allerdings zeigt die Analyse, dass der Nutzungsanteil dieser Einrichtungen rückläufig ist.

In den letzten zehn Jahren wurde nur 11 Prozent der verfügbaren Kapazität genutzt, im Zeitraum von 2019 bis 2023 sank dieser Anteil auf 7 Prozent. Besonders im Jahr 2020, während der Corona-Pandemie, fiel die Nutzung auf 5 Prozent. Ein Grund dafür könnte die verstärkte Nutzung der Kühlräume in Krematorien sein. Es wird deutlich, dass diese Infrastrukturen nicht ausgelastet sind, was zu einer kritischen Betrachtung ihrer Wirtschaftlichkeit führt.

Viele Bestattungsunternehmen bieten eigene Aufbahrungsräume an, was die Auslastung der kommunalen Gebäude weiter reduziert. Ein Rückbau dieser Gebäude ist jedoch nicht möglich, da sie weiterhin gebraucht werden.

Gestaltung und Vermarktung

Die Außenwirkung der Friedhöfe könnte laut dem Gutachten deutlich verbessert werden. So schlagen die Planer neben einer ästhetisch ansprechenden Website mit Informationen und Bildern vor, die Friedhofsflächen auch überregional zu vermarkten. Dadurch könnten mehr Bestattungen von außerhalb der Stadt gewonnen werden.

Nachhaltigkeit und kultureller Wert im Fokus

Mit Blick auf den Klimawandel betont das Gutachten die Bedeutung der Friedhöfe als ökologische Flächen. Ihre Rolle als Rückzugsorte für Flora und Fauna könnte noch stärker hervorgehoben werden. Gleichzeitig sollen die kulturellen und gemeinschaftlichen Werte der Friedhöfe aktiv beworben werden, etwa durch Führungen oder Veranstaltungen, die die historische und gesellschaftliche Bedeutung dieser Orte erlebbar machen.

Handlungsbedarf und Vorschläge für die Zukunft

Das Gutachten zeigt, dass die Friedhöfe in Willich gut aufgestellt sind, jedoch in einigen Bereichen Anpassungen notwendig sind, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Zu den konkreten Vorschlägen zählen:

  • Umbau von Gebäuden zu Urnenhäusern: Nicht ausgelastete Räume könnten als Urnenhäuser umfunktioniert werden, deren Plätze gegen Gebühr vergeben werden.
  • Energetische Verbesserungen: Um langfristig Betriebskosten zu senken, sollten energetische Sanierungen an Gebäuden und Einrichtungen durchgeführt werden.
  • Modernisierung der Eingangsbereiche: Besonders der Eingangsbereich des Willicher Friedhofs könnte durch Umgestaltungen die denkmalgeschützte Trauerhalle besser in Szene setzen.
  • Optimierung der Wegeflächen: Die breiten Wege auf den Friedhöfen könnten sukzessive verschmälert werden, um Flächen effizienter zu nutzen und die Pflegekosten zu reduzieren.
  • Reinigungsmaßnahmen: Die relativ großen Dachflächen aller Trauerhallen sind stark verschmutzt. Diese Problematik erfordert mittelfristig Reinigungsmaßnahmen, um das Erscheinungsbild und die Langlebigkeit der Gebäude zu gewährleisten.
Breite Wege auf dem Friedhof in Alt-Willich

Friedhöfe als bürgernahe Dienstleistung

Ein zentraler Punkt des Gutachtens ist die Neuausrichtung der Friedhofsverwaltung. Diese soll sich stärker als bürgernaher Dienstleister positionieren, der sowohl mit Bestattungsunternehmen als auch mit Steinmetzen eng kooperiert. Ein prägnanter Slogan und eine moderne Außendarstellung könnten das Selbstverständnis der Friedhöfe in Willich deutlich unterstreichen.

Fazit: Friedhöfe in Willich – Orte der Erinnerung und Innovation

Die Ergebnisse der Friedhofsentwicklungsplanung verdeutlichen, dass die Friedhöfe in Willich eine wichtige Rolle im Leben der Stadt spielen. Mit gezielten Maßnahmen können wir sie nicht nur wirtschaftlich effizienter, sondern auch kulturell und ökologisch aufwerten. Die Kombination aus Tradition und moderner Bestattungskultur bietet eine Chance, diese Orte der Erinnerung zukunftsfähig zu gestalten.

Der nächste Schritt liegt in der politischen Diskussion der Ergebnisse und der Umsetzung der Vorschläge. Mit einem klaren Plan und dem Engagement aller Beteiligten können wir die Friedhöfe in Willich als wertvolle Gemeinschaftsorte erhalten und stärken. Dafür werde ich mich einsetzen und Sie auf dem Laufenden halten.