Am 17.01.2025 durften wir beim Neujahrsempfang der SPD Willich zahlreiche Gäste begrüßen. Es war mir eine große Freude, so viele bekannte Gesichter, Vertreterinnen und Vertreter unserer Stadtgesellschaft sowie Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler willkommen zu heißen. Nach den turbulenten vergangenen Jahren, die von Herausforderungen wie der immer noch hohen Inflation geprägt waren, war dieser erste Neujahrsempfang seit 2020 eine wichtige Gelegenheit, gemeinsam den Blick nach vorne zu richten.
Besonders gefreut habe ich mich über die Anwesenheit unseres Bürgermeisters Christian Pakusch und der Ehrenringträger Renate Tippmann und Bernd-Dieter Röhrscheid. Vielen Dank an alle, die diesen Abend mit ihrer Teilnahme bereichert haben!
Aufgrund diverser Nachfragen habe ich meine Rede zum Neujahrsempfang im folgenden Blog-Artikel zusammengefasst. Falls Sie Fragen, Anregungen oder Kritik zu diesem Thema haben, freue ich mich über eine E-Mail oder Nachricht über die sozialen Netzwerke.
Inhaltsverzeichnis
ToggleZusammenhalt in schwierigen Zeiten
Das Jahr 2025 beginnt mit vielen Herausforderungen. Aber gleichzeitig bietet es auch die Chance, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt wieder in den Fokus zu rücken. Ein Beispiel für die Solidarität in unserer Stadt ist die Wunschbaumaktion, durch die 544 Kinderwünsche erfüllt werden konnten. Eine beeindruckende Zahl, die jedoch auch aufrüttelt: Sie zeigt, wie viele Kinder in Willich in Armut leben.

Diese Armut trifft die Schwächsten in unserer Gesellschaft, während die politische Debatte häufig die falschen Schwerpunkte setzt. Ich wehre mich entschieden gegen eine Symbolpolitik wie aktuell täglich von Merz und Linder betrieben, die Bürgergeldempfänger diffamiert, während die ungleiche Verteilung von Wohlstand kaum hinterfragt wird. Zwei Familien in Deutschland besitzen so viel Vermögen wie 42 Millionen Menschen zusammen – und dennoch scheuen sich führende Politiker des neoliberalen und konservativen Lagers, diese Ungerechtigkeit anzusprechen oder anzugehen.
Faire Besteuerung: Eine Frage der Gerechtigkeit
Ich bin überzeugt, dass es Zeit ist, eine faire Besteuerung großer Vermögen einzuführen. Nicht, um jemanden zu bestrafen, sondern um gleiche Chancen für alle zu schaffen. Oft höre ich das Argument, dass Superreiche ihr Vermögen ins Ausland verlagern würden, doch das ist ein Mythos. Die sogenannte Wegzugsbesteuerung, die seit 1972 besteht, stellt sicher, dass Steuerpflichtige bei einem Wegzug dennoch auf ihren Wertzuwachs besteuert werden. Somit überlegen die Superreichen genau, ob sich ein Wegzug aus der Bundesrepublik überhaupt rechnet.

Ein gerechteres Steuersystem würde vor allem den Menschen helfen, die am meisten unter der aktuellen Situation leiden – und es wäre ein entscheidender Schritt hin zu einer solidarischen Gesellschaft.
Inflation: Eine schleichende Bedrohung unserer Kaufkraft
Die Inflation ist eines der drängendsten wirtschaftlichen Themen unserer Zeit – und doch bleibt ihre Bedeutung für unseren Alltag oft unterschätzt. Sie ist keine abstrakte Größe, sondern eine Entwicklung, die uns alle betrifft, weil sie schleichend die Kaufkraft unseres Geldes und damit die Wertigkeit unserer Lebenszeit mindert. Seit der Corona-Pandemie hat sich diese Problematik weiter verschärft und viele Menschen spüren es jeden Monat beim Einkaufen oder an der Tankstelle.
Ich erinnere mich daran, wie ich als Jugendlicher Flyer ausgetragen habe. Für eine Stunde Arbeit erhielt ich damals 10 D-Mark – ein Betrag, der mir reichte, um mir ca. 20 – 30 Kugeln Eis zu kaufen. Heute verdient ein Zeitungsjunge im Durchschnitt etwa 12 Euro pro Stunde, doch dafür bekommt er gerade einmal sechs Kugeln Eis. Das ist ein Kaufkraftverlust von über 80 Prozent. Noch drastischer wird es, wenn man bedenkt, dass die 10 D-Mark von damals, heute umgerechnet gerade einmal 5 Euro wert sind – genug für zweieinhalb Kugeln Eis.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie Inflation unser Geld entwertet und uns real weniger für unsere Lebenszeit bleibt. Während die Löhne in den vergangenen Jahrzehnten zwar nominell gestiegen sind, konnte dies den Kaufkraftverlust durch die Inflation bei Weitem nicht ausgleichen. Besonders spürbar wird das für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen, die oft feststellen müssen, dass selbst eine Vollzeitarbeit nicht mehr ausreicht, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken.
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Der Ursprung der aktuellen Inflationsdynamik liegt unter anderem in einer historischen Entscheidung: Am 15. August 1971 hob der damalige US-Präsident Richard Nixon die Bindung des US-Dollars an den Goldstandard auf. Diese Maßnahme, die zur Finanzierung des Vietnamkriegs eingeführt wurde, war der Startpunkt für die unbegrenzte Geldschöpfung, wie wir sie heute kennen. Seitdem ist es für Zentralbanken möglich, nahezu unbegrenzt Geld zu drucken, ohne dass dieses durch reale Werte wie Gold abgesichert sein muss.
Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind bis heute spürbar:
- Die Immobilienpreise haben sich seit 1971 etwa verzwanzigfacht.
- Die Konsumausgaben sind deutlich angestiegen, weil das Geld aufgrund seiner schwindenden Wertigkeit einen geringeren Anreiz zum Sparen bietet.
- Die Reallöhne – also die Löhne nach Abzug der Inflation – stagnieren oder sinken sogar, was die wirtschaftliche Ungleichheit verschärft.
Mehr Zusammenhänge sind eindrucksvoll auf https://wtfhappenedin1971.com/ dargestellt.
Hinzu kommt, dass in der Corona-Pandemie enorme Geldmengen in die Wirtschaft gepumpt wurden, um die Folgen des Stillstands abzufedern. Allein in den USA wurde jeder dritte US-Dollar, der jemals existiert hat, in dieser Zeit neu gedruckt. Diese massive Ausweitung der Geldmenge hat die Inflation weltweit angeheizt.
Die sozialen Folgen der Inflation
Inflation ist kein abstraktes Problem, sondern trifft uns im Alltag – und zwar nicht alle gleichermaßen. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Energie und Mieten belasten vor allem Familien mit kleinen Einkommen. Wenn der Butterpreis sich um 50 Prozent erhöht, trifft das nicht die wohlhabenden Familien Quandt oder Reimann, sondern die alleinerziehende Mutter, die ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung ermöglichen möchte.
Die Schere zwischen Arm und Reich wird durch die Inflation weiter geöffnet: Während Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zunehmend Schwierigkeiten haben, Rücklagen zu bilden oder privat fürs Alter vorzusorgen, profitieren vermögende Haushalte von steigenden Sachwerten wie Immobilien oder Aktien. Hier zeigt sich eine der größten Ungerechtigkeiten unseres aktuellen Systems: Diejenigen, die ohnehin schon viel haben, werden durch die Inflation reicher, während die breite Mehrheit der Bevölkerung immer weiter abgehängt wird.
Was können wir tun?
Inflation ist kein unvermeidliches Schicksal. Sie ist das Ergebnis politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen – und sie kann auch durch mutige, sozial gerechte Maßnahmen eingedämmt werden. Eine Möglichkeit ist es, die Kaufkraft der Menschen gezielt zu stärken, indem man gerechte Löhne durchsetzt und Maßnahmen gegen explodierende Preise ergreift.
Auch auf kommunaler Ebene können wir handeln. Als SPD Willich setzen wir uns dafür ein, die finanziellen Belastungen für Familien zu reduzieren, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die öffentliche Daseinsvorsorge zu stärken. Denn wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind, sich trotz harter Arbeit ein gutes Leben zu leisten, ist das nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch eine Gefahr für den sozialen Zusammenhalt.
Inflation darf nicht länger nur als makroökonomisches Thema gesehen werden. Sie betrifft jede und jeden von uns, sie entwertet unser Geld, unsere Zeit und am Ende auch unseren Beitrag zur Gesellschaft. Es ist Zeit, entschlossen gegenzusteuern – auf allen Ebenen.
Unsere Verantwortung in Willich
Auch auf kommunaler Ebene spüren wir die Auswirkungen dieser Entwicklungen. Die finanzielle Lage unserer Stadt hat sich in den letzten Jahren spürbar verschlechtert – durch die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine, steigende Kosten für Löhne und die Unterbringung geflüchteter Menschen sowie schließlich durch die Inflation.
Als SPD haben wir in den vergangenen Jahren zahlreiche Lösungsansätze in den Stadtrat eingebracht. Leider wurden viele dieser Vorschläge – oft aus ideologischen Gründen – abgelehnt. Doch wir bleiben dran, denn 2025 ist ein entscheidendes Jahr. Mit der Kommunalwahl am 14.09.2025 haben wir die Chance, Willich gerechter, sozialer und zukunftsfähiger zu machen.
Gemeinsam für Willich
Wir als Willicher Sozialdemokraten werden 2025 nutzen, um für mehr Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Perspektiven in unserer Stadt zu kämpfen.
Dieser Neujahrsempfang hat gezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam über die Zukunft zu sprechen und neue Ideen zu entwickeln. Ich danke allen, die diesen Abend mitgestaltet haben, und freue mich darauf, 2025 gemeinsam mit Ihnen allen Willich weiter voranzubringen.
Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung!