In Willich fehlen 470 Wohnungen: Gründe & Lösungen

Wohnungen in Willich

Aus einer Analyse des Pestel Instituts geht hervor, dass in der Stadt Willich fast 500 Wohnungen fehlen. Zuwanderung und der schleppende Neubau sorgen für Wohnungsmangel.

In den vergangenen 44 Jahren gab es in der Stadt Willich keinen Wohnungsüberhang, sondern durchweg ein deutliches Defizit am Wohnungsmarkt. Aktuell fehlen rund 470 Wohneinheiten. Hinzu kommt, dass der Wohnungsbau in Willich seit Jahren abnimmt. Wurden 2004 noch mehr als 400 Wohnungen und Einfamilienhäuser gebaut, kamen in 2022 nur noch ca. 60 Wohneinheiten hinzu.

Screenshot aus dem Wohnungsmarktgutachten, Stadt Willich/Pestel Institut

Zusätzlich trägt die Zuwanderung durch den Krieg in der Ukraine zur Anspannung der Wohnungsmarktsituation bei. Eine kurzfristige Rückwanderung der Flüchtlinge aus der Ukraine könne angesichts des noch laufenden Krieges mit den extremen Zerstörungen ziviler Infrastrukturen ausgeschlossen werden, heißt es in der Analyse. Die zeitliche Spanne zwischen Zu- und Fortzug der Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien zu Beginn der 1990-er-Jahre habe sechs Jahre betragen.

Info:
Das Pestel Institut ist ein interdisziplinäres Forschungsinstitut, das auf die Untersuchung und Weiterentwicklung bestehender Systeme spezialisiert ist. Die Expertise umfasst unter anderem die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen von Unternehmen auf ihre Region sowie die Bewertung von Kommunen und Landkreisen. Darüber hinaus ist das Institut erfahren in der Erstellung von Szenarien zur zukünftigen Entwicklung, insbesondere im Bereich der Wohnungsmärkte.

Allerdings weist das Pestel Institut auch auf die notwendige qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt hin. Denn die positive Beschäftigungsentwicklung und die rückläufigen Erwerbsfähigenzahlen verstärken den Zuwanderungsbedarf in die Region Willich – so wie in ganz Deutschland.

Bedarf bis 2050 liegt bei 200 Wohnungen in Willich pro Jahr

Der Bedarf liegt aktuell und in den nächsten Jahren in der Stadt Willich in einer Größenordnung um 200 Wohnungen pro Jahr – bei abnehmender Tendenz bis 2050.

Die aktuellen Wohnungsbedarfswerte berücksichtigen noch nicht die Notwendigkeit, nicht sanierungsfähige Wohnungen aus technisch-wirtschaftlichen Gründen zu ersetzen. Die Einbeziehung dieser Faktoren würde den jährlichen Bedarf an Wohnungen in der Stadt Willich im Durchschnitt um etwa 100 erhöhen.

Wohnungsbedarf in der Stadt Willich
Screenshot aus dem Wohnungsmarktgutachten, Stadt Willich/Pestel Institut

Hemmnisse des Wohnungsbaus

Screenshot aus dem Wohnungsmarktgutachten, Stadt Willich/Pestel Institut

Das Gutachten geht auch auf die Gründe für den lahmenden Wohnungsbau ein. So sind die Bauwerks- und Herstellungs- sowie Grundstückskosten zuletzt deutlich angestiegen. Auch die Zinssätze für Wohnungsbaukredite an private Haushalte steigen seit 2022 stark an. Hinzu kommt die immer längere Dauer der Realisierungszeiten von Bauprojekten.

Krise beim Wohnungsbau erreicht in NRW neuen Höhepunkt

Nicht nur in Willich werden zu wenige Wohnungen gebaut. Die Zahl der in Nordrhein-Westfalen erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen ist im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 31.848 auf 21.111 gesunken, wie das Statistisches Landesamt IT.NRW Ende August mitteilte. Das bedeutet einen Rückgang um 32,6 Prozent. Damit erreicht die Krise beim Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen einen neuen Höhepunkt.

Leider hat die Landesregierung von CDU und Bündnis90/Die Grünen außer vollmundigen Ankündigungen bisher nichts Konkretes unternommen, um die Versorgung der Menschen mit bezahlbaren Wohnraum zu gewährleisten. Weder bei der Mobilisierung von Grundstücken, noch bei der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren hat es Fortschritte gegeben.

Die Landesregierung zeigt weiterhin wenig Bereitschaft, eine eigene Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, um sowohl die Entwicklung ihrer eigenen Grundstücke als auch die Unterstützung von Kommunen, die nicht in der Lage sind, aktiv zu handeln, zu ermöglichen. Darüber hinaus beteiligt sich die Landesregierung kaum finanziell an günstigen Förderkrediten und Investitionszuschüssen.

Im Gegenteil: Die schwarz-grüne Koalition hat in einer überraschenden Aktion das Förderprogramm für Familien, die bis zu 10.000 Euro als Ausgleich für die Grunderwerbsteuer beim Erwerb von Wohneigentum erhielten, gestoppt. Auch die Einführung eines neuen gemeinnützigen Modells für Wohnungsunternehmen, das Vorteile wie bevorzugte Grundstücksvergabe und Erbpachtmodelle für nachhaltige Wohnnutzung bietet, wurde bisher nicht in Angriff genommen.

Wohnungen in Willich: Wie wir mehr bauen könnten

Wohnen darf kein Luxus sein. Um die Wohnpreise zu senken, braucht es auf dem Markt mehr Angebote. Deshalb beantragten wir im Zuge der letzten Haushaltsberatungen, die Mittel zum Ankauf von Belegungsrechten von Wohnungen um 200.000 Euro zu erhöhen – mit Erfolg.

Mit unserem Haushaltsantrag und dem Beschluss des Rates im Dezember 2022 wurde die bislang in Höhe von 270.000 Euro zur Verfügung stehende Fördersumme um 200.000 Euro in 2023 auf ein Gesamtvolumen in Höhe von 470.000 Euro aufgestockt. Inzwischen ist klar, dass ein Bauvorhaben mit 33 Wohnungen in Schiefbahn verwirklicht und gefördert werden soll sowie darüber hinaus ein weiteres Bauvorhaben mit zusätzlichen 11 Wohnungen. Somit ist von einem Fördervolumen für das laufende Jahr von 440.000 Euro auszugehen. Der Sozialausschuss gab die Mittel aus unserem am 10.05.2023 frei. Damit erhöhen wir die Anzahl der Sozialwohnungen im ersten und zweiten Förderweg und schaffen in unserer Stadt mehr bezahlbaren Wohnraum.

Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass das Thema „Wohnen“ inzwischen bei allen Parteien angekommen ist. Deshalb konnte im Dezember 2022 unter der Überschrift „Zukunft Wohnen in Willich“ sowohl das entsprechende Leitbild als auch die passende Strategie verabschiedet werden. Leider konnte sich auch hier nur auf wenig Konkretes geeinigt werden. Aber das ist einen eigenen Blog-Artikel wert, der noch geschrieben werden muss.

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